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Posts Tagged ‘Literatur’

Andreas Schneider hat für DAS WORTREICH dieser Tage ein Interview mit mir über den Verlag und Ernst Jünger geführt:

HIER LESEN.

Und ein Interview, das ich bislang hier zu erwähnen vergass, gabs im September von Petra Gust-Kazakos: Tobias Wimbauer wie er reist und liest

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Das zweite Video meiner Reihe „Autorenlesung“:

Frank Fischer liest in seinem Buch „Die Südharzreise: Abstrakter Tourismus zwischen Leipzig und Göttingen“.

Waldhof Tiefendorf, 13.XI.2010 

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Auf meinem Twitternebenaccount @wortstory bringe ich Satz für Satz eine entstehende Erzählung mit dem Arbeitstitel „Der Schnee der Berg und ich“. In den letzten Tagen kam ich nicht zum Weiterschreiben und auch scheint es mir doch für Neufollower etwas mühsam zu sein, die Story rückwärts zu lesen. Deswegen stelle ich hier nun das bisherige ein und reiche jeweils das weitere nach.

(c) für alles 2009 by Tobias Wimbauer:

~~~~~~~~~~~~~

Tobias Wimbauer

Der Berg der Schnee und ich

„Haaallo…“

„Hallooo..?“

„Hallllo..!“

Dreimal hatte er den Ruf quer über den Innenhof gehört. Er lunzte durch’s Fenster und sah sie zum ersten Mal.

Er war so überrascht, dass er sich nicht vom Fleck rührte und auch keinen Mucks machte.

„Scheisse noch mal, hier muss doch wer sein!“ rief sie, „Scheeeeissee!“. Sie trat einen Blecheimer um, der scheppernd über den Schotter flog und in der Einfahrt liegen blieb.

Sie heulte.

Er stieg vom Bett, die Tagesdecke glitt zu Boden, er zog sich den Bademantel über und ging zur Tür. Die war nur angelehnt, er stupste sie mit dem Zeigefinger an, so dass sie langsam aufging.

Sie trat noch einmal hinter dem Eimer hinterher, obwohl der längst schon in der Einfahrt rumlag, und stolperte fast dabei. Er stupste die Tür ganz auf und streckte den Kopf raus. Es war gar nicht so kalt.

Sie hatte im Augenwinkel die Bewegung bemerkt und schaute ihn an und rief:

„Haalloo!“

Sie lief auf ihn zu, er machte eine winkende Handbewegung, die nach innen wies, wandte sich um und ging nach drinnen. Er machte sich am Ofen zu schaffen, füllte einen Kaffeekocher mit Wasser unten Kaffeepulver oben, stocherte in der Glut im Ofen, warf geknülltes Zeitungspapier und ein paar Holzscheite hinein und als es loderte, stellte er den Kaffeekocher obenauf. Als sie reinkam, wies er auf den Tisch, sie setzte sich auf die Bank am Kachelofen.

„Scheisskalt, nicht wahr“, sagte er.

Sie schüttelte sich und rieb sich die Hände warm und klopfte sich auf die Backen. Dann drückte sie die Stirn an die Kachelofenwand und dann die eine Backe und dann die andere.

Der Kaffee spratzte und blubberte im Kaffeekocher, er füllte einen grossen Becher und schob ihn ihr hin. Zucker stand auf dem Tisch. Auch ein Krug Milch, den er eine halbe Handbreit in ihre Richtung schob.

– 2–

Sie hielt den Becher mit beiden Händen und hielt das Gesicht über den Kaffeedampf bevor sie trank.

„Ja, das tut gut“, sagte sie.

„Sandstrand ist: auf die Knie fallen ohne dass es weh tut“ stand auf einem mit einer Reisszwecke an die Tür gehefteten Zettel. Strand ist aber oft ziemlich weit weg, dachte sie.

„Bist du allein hier draussen?“, fragte sie.

„Warum? Schmeckt der Kaffee nicht?“, fragte er zurück.

„Neinnein“, sagte sie.

Er nahm einen Eimer mit Obst-, Kartoffeln- und Eierschalen für den Kompost und ging raus.

Ein Luftzug fegte die Zeitung von der Bank und mit einem Knall schlug die Türe zu.

Sie zuckte kurz zusammen und leerte den Kaffeebecher.

Als er nach einer Weile noch nicht wieder zurückgekommen war, stellte sie den Kaffeebecher in die Spüle und setzte sich wieder. Dann stand sie wieder auf und spülte den Becher ab. Da kam er wieder rein. „Ah, gut“, sagte er.

– 3 –

„Jetzt sag mal, was willst du hier oben denn überhaupt.“

Sie machte eine unbestimmte Handbewegung. „Aber gedacht hast du dir schon was dabei, oder.“

„Ja, schon.“

Sie umfasste seine Hand mit leichtem Druck. Er zog seine Hand nicht weg.

Als es Abend wurde, legte er ihr eine Decke auf das Sofa in der Stube. Ein Kissen dazu. Und sagte zu ihr: „Da.“

Er stand im Dunklen im Flur und lauschte. Sie atmete so, dass er es hörte und sich dabei ihre Brust sich vorstellen konnte, wie sie hebend und senkend sich im Takt bewege. Mit der Hand streichelte er den Türrahmen. Als sei er ganz nah bei ihr.

Er setzte sich wieder in die Küche, machte eine Kerze an und trank etwas.

Er nahm ein Buch vom Bord und schrieb etwas ein.

„Ob sie was weiss?“ murmelte er, „ich frag sie morgen mal danach“.

„Entweder ist sie zufällig hier hochgekommen“, dachte er, „oder sie will etwas. Vielleicht kennen sie sich ja.“

„Na denn eben nicht“, dachte er und küsste sie auf die Stirn. Er nahm eine Lampe, entzündete sie und ging nach draussen. Beinah musste er lachen. Das war alles so merkwürdig. Was hat die Frau da drinnen hier zu suchen.

Er hörte drinnen Schritte.

Er wandte sich um und sah sie durch den Hausflur in die Küche gehen. Durch das Küchenfenster sah er, wie sie in den Papieren auf der Anrichte blätterte als suche sie etwas. „Na da schau an“, flüsterte er.

Sie schaute in den Flur und blätterte weiter. Er sah ihr aus dem Dunkeln dabei zu.

Ein Blatt legte sie zur Seite. Kurz glaubte er gesehen zu haben, dass sie etwas zu seinen Papieren gelegt habe. Sie schaute in den Flur und kurz zum Fenster und legte die Papiere wieder hin. Das eine Blatt nahm sie mit.

Er blieb noch draussen.

„Na denn“ sagte er, trat den Schnee von den Stiefeln und ging rein.

„Wenn das so ist“, sagte er leis.

Er zog sich aus, löschte das Licht und legte sich zu ihr.

Er schmiegte sich an ihren Rücken und schlief rasch ein. Als er anderntags erwachte, war sie nicht mehr da.

Aber das Geschirr vom Abend war gespült und verräumt und warmer Kaffee war in der Kanne. Von ihr keine Spur. Er schnitt sich ab vom Brot und tunkte es in den Kaffee im Becher.

Ihm fiel bei den Papieren auf der Anrichte nichts auf das fehlte.

„Na denn“, sagte er. Er wusch sich an der Schüssel auf dem Herd, zog sich an, nahm die Axt hinter der Tür und ging raus, holzhacken.

In den Tagen danach geschah nichts ungewöhnliches. Doch dann war sie wieder da. Sie kam einfach rein, küsste ihn fröhlich auf die Wange, packte ihren Rucksack aus und verstaute die mitgebrachten Lebensmittel. Ein paar Bücher hatte sie dabei und Wein.

Sie tischte auf und sie assen zusammen. Frisches Brot, Käse und Wein. Und etwas Sonne machte sie lachen.

Sie erzählte von ihren Einkäufen und von den Geschäften im Tal und alles wirkte so erfrischend beiläufig. Und unkompliziert.

Sie räumten zusammen den Tisch ab, stolperten gleichzeitig über die Schwelle und wussten genau, was der Wein sie gefragt hatte.

„Sag mal, wie heisst Du eigentlich“, fragte er, als sie dann im Bett beinander lagen.

„Du spinnst doch total“, sagte sie.

„Na denn eben nicht“, dachte er und küsste sie auf die Stirn.

– 4 –

Sie kamen gut zurecht im Alltag. Sie ergänzten sich und waren wie ein längst eingespieltes Team. Er staunte oft, wie sie, ohne nachfragen zu müssen, die Handgriffe beherrschte und wie sie sich bewegte in Haus und Hof, als wäre es schon immer so gewesen.

Sie hatte ein feines Gespür dafür, wo auf dem Dachboden ein Balken brüchig war, auf den zu treten sie vermied. Den sie gleichsam umtänzelte.

Was das alles sollte, wusste er nicht, aber er fragte nicht danach. Ihm war die Situation ein wenig unheimlich, aber sie war eben so. Doch da nichts gefährlich schien, gab es keinen Grund für ihn, da eine Änderung forcieren zu wollen. Nachts legte er sich oft zu ihr.

Manchmal wars lausekalt gewesen draussen und drinnen prasselte das Feuer im Kachelofen und im Herd. So ging der Winter ins Land.

An einem Abend um die Jahreswende waren sie sich näher gekommen. Sie fand das lustig. Er wusste nicht so recht, wie er damit umgehen solle.

– 5–

Der Sommer war bald vorbei, sie hatten manchmal in der Morgenstunde auf den Felsen gestanden und zu den anderen Bergen gesehen. Oder ins Tal. Die Luft war klar. Und der Herbst ging und auch der Herbst darauf.

– 6–

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Ich schreibe zur Zeit an einer Erzählung mir dem Arbeitstitel „Der Berg der Schnee und ich„.

Ich versuche es einmal mit öffentlichem Schreiben: ich twittere mit einem neuen Twitter (Zweit-)Account die Erzählung, Satz für Satz.- Hier verfolgen.

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Tanja Küsters rezensierte am 20. April in literaturmarkt.info das Jahrbuch „Diktynna„, darin zu meinem Text „Schnee mit Blättern drunter“ (der zuerst als Privatdruck erschienen ist und unter vorstehendem Link bestellt werden kann):

„Schnee mit Blättern drunter“ beginnt wortspielerisch, poetisch und vermag sich sprachlich noch zu steigern. Eine ungeheure Anziehungskraft geht von diesem Text aus, seinem Dichter und dessen Worten. Er erzählt vom Alltag, von Menschen, die auf alles eine Antwort zu haben scheinen, von Fehltritten und dem Altwerden. Jeder Buchstabe der aneinandergereiht wird, schafft literarische Stimmung auf höchstem Niveau und lässt den Leser fast in den Zeilen ertrinken!

Das freut mich.

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Ich kaufe mir wieder eine Reiseschreibmaschine. Analog. Farbband, Zeilenwechselklingel. Die stelle ich auf ein Tischchen in einen der Antiquariatsräume, einen Hocker davor, eine handvoll Stifte, eine Schere und reichlich Papier.

Zum Schreiben ohne die multimediale Ablenkung am Computer. Was vor wenigen Jahren noch ganz normal war, wirkt plötzlich absurd. So anachronistisch als hätte ich Papyri aus Ägypten eingeschifft und wollte Gänse halten für den Federkielnachschub.

Und eigentlich mutet das Vorhaben widersinnig an: durch analoge Nichtablenkung die Produktivität mehren zu wollen. Also gewissermassen Beschleunigung durch Entschleunigung zu erreichen.

—-

Nachtrag 02.Mai: ich habe wieder eine Olympia:

olympia 1

olympia 1

olympia 2

olympia 2

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Heute vor einem Jahr, am 13. März 2008, wurde mein letztes Buch ausgeliefert, ein Band mit Shortstories und Erzählungen:

Tobias Wimbauer: Lagebericht und andere Erzählungen Schwielowsee 2008: Telesma-Verlag Dr.Müller & Wascher, 137 Seiten, kartoniert. EUR 18,90*) ISBN 978-3- 9810057-8-3

*) von jedem verkauften Exemplar dieses Buches gehen 2 Euro an die Ernst-Jünger-Stiftung zum Erhalt des Jünger-Hauses in Wilflingen

Der Verlag meinte: „Ein Wechselbad von skurrilem Humor und schonungsloser Analyse heutiger Dekadenz“.

Gibt’s überall im Buchhandel, bei Amazon usw. Signiert nur bei mir: Kaufen

Hier eine der Stories sozusagen als ‚amuse gueule‘ [Goschenschmeichler?]

Cover TW, Lagebericht

Cover TW, Lagebericht

Die Sache mit der Möhre

Auf dem Schlüsselkästchen bei Christines Garderobe liegt ein Reagenzglas. In dem Reagenzglas schwimmt eine halbierte Möhre in einem Sud aus Klosterfraumelissengeist, Safranfäden und Hühnerbouillon. Obenauf ein pelziger Schimmelkranz. Das ganze mit einem Korken verschlossen, darüber Siegellack.
Bevor Christine aus dem Haus geht, nimmt sie das Röhrchen in die Hand. Es würde sonst runterfallen, wenn sie den Schlüsselbund aus dem Schlüsselkasten nimmt. Danach legt sie das Röhrchen wieder auf den Kasten. Kommt sie wieder heim, so nimmt sie wieder das Röhrchen in die Hand, hängt den Schlüssel im Schlüsselkasten an den Schlüsselbundhaken, macht die Klappe wieder zu, legt den Messingriegel über und legt das Röhrchen oben auf den Schlüsselkasten.
Christine besitzt das Röhrchen seit vielen Jahren schon.
Einmal klingelte es an der Türe und zwei graue und lichtrandige Gestalten mit grauem Hut schwarzem Anzug von der Stange hielten ihr eine knitterige Zeitschrift vor die Nase: „Wir müssen mit Ihnen reden!“
Christine wollte nicht über Jehova reden. Und auch nicht über das Paradies, in das sie aufgenommen werde, wenn sie in den Predigerdienst eintrete.
Also sagte Christine: „Moment!“
Und nahm das Röhrchen mit der Möhre vom Schlüsselkasten und hielt es den beiden Armageddonhausierern mit beiden Händen hin. Und sie sprach zu ihnen mit geschlossenen Augen in salbungsvollem Ton: „Das ist die Möhre. Sie ist für euch gestorben. Nun ist sie hier in diesem Glas, euch zu mahnen. Seht, sie ist eingelegt. So wie ihr eingelegt seid von Anbeginn. Nur ist euer Sud nicht aus Hühnergebein gebraut; euer Sud ist der Schmutz der Städte.“
Nun öffnete sie die Augen und schaute die beiden Gestalten mit durchdringendem Blick an und rief aus: „So gehet hin und klingelt nicht mehr an meiner Türe.“
Dann schlug sie die Wohnungstüre zu, legte das Röhrchen auf den Schlüsselkasten und kicherte. „Man muß doch ’was zur Wertevermittlung tun“, sagte sie zur Möhre.
Für einen Moment war ihr, als blinzele ihr die Möhre zu.
Da klingelte es, ein Paketbote erbat eine Unterschrift und schob ein mannsgroßes und ein kleineres Paket zur Tür herein. Sie unterzeichnete und holte aus der Küche ein Messer. Damit schnitt sie das Paketband des großen Paketes durch und die Klebestreifen. Es fielen ihr viele Styroporflöckchen entgegen. Vor ihr stand ein überdimensionales Reagenzglas.
In diesem Moment machte es ‚plopp’ neben ihr, die Möhre fiel aus dem Röhrchen auf dem Schlüsselkasten, der Sud rann über das Schlüsselkästchen und tropfte auf den Teppich.
Die Möhre bog sich, krümmte sich und hustete. Im nächsten Moment wuchs die Möhre bis an die Decke. Sie packte Christine, steckte sie in das große Behältnis, riß das kleinere Paket auf und entnahm ihm einen großen Korken, den sie in den Hals des Behältnisses pfropfte.
In diesem Moment klingelte es an der Türe. Die Möhre öffnete. Draußen standen die Zeugen Jehovas von vorhin. Und ließen die Handtaschen fallen.
Die Möhre deutete auf das Reagenzglas.

(c) 2008 Telesma Verlag, Schwielowsee

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Heute fertig geworden und bei Amazon gibts 10 Exemplare:

http://www.amazon.de/Schnee-Bl%C3%A4ttern-drunter-Tobias-Wimbauer/dp/B001O6DK9M/ref=sr_1_8?ie=UTF8&s=books&qid=1229730701&sr=1-8

Nacht, Wein, ein Falter und die schräge Story einer Beziehung.

Die Herstellung war reine Handarbeit:

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