Ach, kurz noch eine Notiz für heute zur Wiedervorlage ein andermal. Ich wollte schon immer Autor und Antiquar werden. Als kleiner Bub wollte ich Pfarrer werden, aber das als Schriftgelehrter, also auch mit ganz vielen Büchern um mich herum. Oder ein eigenes Antiquariat, gute Bücher um mich herum, Seltenes, Prachtstücke der Buchbinderkunst, usw.usw.
Die Vorstellung, dass der Antiquar inmitten seiner Schätze sitzt und sich ihrer erfreut, und lesend und sinnierendsinnend sich vom Kunden überraschen lässt — diese Vorstellung ist ein Spitzwegidyll.
Ich habe nun seit fast fünf Jahren mein eigenes Antiquariat, bin Autor und ich habe Prachtstücke der Buchbinderkunst um mich herum. Aber. Aber der Alltag sieht anders aus. Das Spitzwegidyll gibt es heute nicht mehr. Es ist ein Knochenjob. Und weniger inmitten alter Bücher, denn vielmehr permanent vor dem Bildschirm – mit gleichwohl Büchern drumherum. 12-14 Stunden kostets mich täglich. Und würde ich nicht die Bücher und das Wort lieben, so wäre das nicht zu schaffen. Ich frage mich dann doch gelegentlich, wie es jene „Kollegen“ machen, für die ein Buch reine Handelsware ist. Ohne Liebe geht das doch nicht. Oder wenn, dann doch doch nur ohne Genauigkeit. Aber wie sagte mein Lehrmeister Armin Mohler schon „Eine Bibliographie ohne Autopsie ist von Übel.“ Recht hat er. Das gilt auch für jedes noch so geringe antiquarische Buchangebot. Ohne Autopsie geht es nicht. [oder geht wohl doch, denn sonst müsste ich nicht jede achte bis zehnte Bestellung von mir zurückschicken, weil etwas ganz anderes geliefert wird als ausgelobt, dazu ein andermal].
Egal, egalegal. Ein Leben mit Büchern ist nur durch ein Leben mit Kätzern zu toppen. Der Leser ahnt es: hier gibt es 7 Katzen, 2 Menschen und 75.000 Bücher. Ich hätte nie anders leben wollen.